Komet Neowise (C/2020 F3)
Komet Neowise

Komet Neowise (C/2020 F3)

Der Sternenhimmel über Suhl präsentiert sich derzeit besonders spektakulär. Nicht nur die Planeten Jupiter und Saturn sind sehr schön im Süden zu erkennen. Auch das Sommerdreieck, bestehend aus den Sternen Deneb (Schwan), Wega (Leier) und Atair (Adler), steht markant und unübersehbar am Himmel. Wer ganz früh aufsteht oder spät ins Bett geht, kann aktuell auch den Kometen Neowise - seine genaue Bezeichnung ist C/2020 F3 - sehr gut ab 02:30 Uhr bis zum Morgengrauen im Nordosten beobachten.
12.07.2020

Die Schul- und Volkssternwarte Suhl betreibt seit Mai diesen Jahres eine neue digitale Himmelsüberwachungskamera. In Ergänzung zu unserer analogen Kamera - welche wir im Rahmen eines internationales Netzwerkes seit 12 Jahren für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) auf dem Hoheloh betreiben – wird während der Nacht der Himmel über Suhl überwacht. Primäres Ziel ist die Beobachtung und Vermessung von größeren Meteorerscheinungen , sogenannten Feuerkugeln oder Boliden. Meteore erhalten dann diesen Namen, wenn sie an Helligkeit die Venus übertreffen. Aus der näheren Betrachtung der Flugbahn und -richtung sowie der Helligkeit des Objektes kann dann durch Kombination der Daten verschiedener Stationen eine Aussage getroffen werden, ob das Objekt als Meteorit herabstürzt oder nicht. Möglich ist dann eine auf ca. 500 m genaue Berechnung der Aufschlagstelle. Ein besonders schönes Exemplar einer Feuerkugel konnten wir im Mai mit unserer neuen Technik aufzeichnen.

Am heutigen Morgen (Sonntag, 12.07.2020 02:40 Uhr) hat unsere Kamera ein ganz besonderes Objekt aufgenommen – den Kometen C/2020 F3 NEOWISE. Seit sieben Jahren ist dies der erste Komet, der wieder mit bloßem Auge von der Erde aus gesehen werden kann. Allerdings ist er nur am ganz frühen Morgenhimmel zu beobachten. Im Verlaufe der nächsten Woche wird er unterhalb des Großen Wagens auch am Abendhimmel sichtbar sein. Allerdings ist er dann vermutlich lichtschwächer, weil er sich von der Sonne entfernt. Wir empfehlen ein Fernglas zum Aufsuchen. Zum Zeitpunkt der Aufnahme ist er in NNO anhand seines Schweifes recht gut zu erkennen.

SuhlerSternenhimmel.20200712-0244.png

Das besondere an diesem Bild sind aber weitere interessante Objekte. Das alles überstrahlende ist die Sichel des abnehmenden Mondes. Nahezu im Süden sind zwei auffällige Objekte zu beobachten. Das hellere ist der größte Planet des Sonnensystems, der Jupiter. Er wird am 14.07. seine größte Helligkeit erreichen und dann fast während der gesamten Nacht den Himmel dominieren.

Deutlich schwächer ist links (östlich) davon der Ringplanet Saturn zu identifizieren. Auch er wird noch etwas heller bis zum Monatsende, erreicht aber nicht die Helligkeit des Jupiters. Zum einen liegt das daran, dass Jupiter 11mal und Saturn „nur“ 9mal so groß ist wie die Erde. Und zum anderen ist Jupiter bei seiner größten Annäherung 620 Millionen km entfernt, Saturn dagegen 1,3 Milliarden km.

Eigentlich fehlt noch das hellste Objekt (nach dem Mond) – die Venus. Aber sie geht erst um 3 Uhr auf und ist daher nicht auf dem Bild zu sehen. Der helle Stern in der Nähe des Kometen ist übrigens Capella, Haupststern des Sternbild Fuhrmanns. Etwas weiter im Norden ist der Großen Wagen, Teil des Sternbildes der Große Bärin, zu erkennen. Der nächste Stern „rechts“ vom Kometen ist der Polarstern und wenn man das hintere Ende des Großen Wagen zum Polarstern hin verlängert und dann darüber hinaus erweitert, gelangt man zum „Himmels-W“ - dem Sternbild Cassiopeia. Verfolgt man aber die Deichsel des Großen Wagens in Richtung NW, entdeckt man kurz vor seinem Untergang noch den sehr hellen Stern Arktur im Sternbild Bärenhüter.

Auch der rote Planet Mars ist dieser Tage gut rechts neben dem Mond sichtbar. Auf unserer Aufnahme wird er aber durch die Überbelichtung des Mondes überstrahlt.

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Im südlichen Teil des Fotos, über der kleinen Kuppel im Bild, findet man noch die drei hellen Sterne des Sommerdreiecks. Am weitesten westlich und am hellsten die Wega im Sternbild Leier. Etwas „mittiger“ sieht man den Deneb des Sternbilds Schwan (auch bekannt als Kreuz des Nordens). Und wenn man von dort in Richtung Jupiter wandert, erkennt man noch den dritten Stern - den Atair im Sternbild Adler. Wer ganz genau hinschaut, entdeckt zwischen Wega und Atair einen ganz schwachen Nebelstreifen, der sich über das ganze Firmament erstreckt - die Milchstraße.

Die Aufnahme unserer neuen Kamera zeigt nicht nur ihre Leistungsfähigkeit sondern auch, warum wir sie (ergänzend zum Forschungsauftrag) erworben haben. Wir möchten gerne den Suhler Sternenhimmel jedem Interessierten quasi frei ins Haus liefern. Somit kann man fast live - Aktualisierung jede Minute - das aktuelle Bild der Kamera sehen und auch einen täglichen „Mitschnitt“ des nächtlichen Geschehens als Video downloaden. Auch die Zeitrafferaufnahme der letzten Nacht mit dem Kometen Neowise ist so für jederman verfügbar.

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